Die sportliche Form des Kampfes steht im Gegensatz zu einem Kampf auf Leben und Tod, welcher eigentlich über viele Jahrhunderte im Fokus der Kampfkünste stand. Eine ernste Auseinandersetzung mit einem oder mehreren Gegnern kann uns aber auch im, vergleichsweise friedlichen, Alltag im Europa des 21. Jahrhunderts begegnen. Auch wenn ein solcher Kampf selten tödliche Folgen haben dürfte, ist auch das natürlich nicht grundsätzlich auszuschließen. Bei einem Angriff eines zum Beispiel mit einem Messer bewaffneten Gegners, sind schwere oder auch tödliche Verletzungen möglich und wahrscheinlich. In einem solchen Fall kann das Training von Selbstverteidigungstechniken Leben retten.
Ganz klar ist, dass eine ernste Angriffssituation nur wenig Ähnlichkeiten mit dem sportlichen Wettkampf bei einem Turnier hat, bei dem strenge Regeln gelten. Auf der Straße herrschen andere Gesetze und Erfolg beim Kumite bei Karate-Turnieren ist kein alleiniger Garant dafür, für solche Situationen vorbereitet zu sein. Dennoch ist natürlich das Training von Karate einer der ersten und effektivsten Schritte zum Erlangen der Fähigkeit, in einer solchen Situation einen kühlen Kopf zu bewahren und sie unbeschadet zu überstehen.
Die Selbstverteidigungstechniken beruhen, wie alles andere im Karate auch, auf den Grundtechniken, die immer wieder trainiert werden. Man kann also die Selbstverteidigung nicht vom Karate trennen, obgleich es einige grundlegende Verhaltensregeln und Tricks gibt, die bei einer ernsthaften Auseinandersetzung helfen können. Um aber wirklich eine ernste Bedrohungssituation mit all ihren Möglichkeiten unter Kontrolle zu behalten, helfen die Grundlagen des Karate-Trainings mehr als auswendig gelernte Tricks.
Das regelmäßige Training sollte dazu führen, dass man auf eine breite Palette von Verhaltensweisen und Angriffen reagieren kann, den Gegner richtig einzuschätzen vermag und gegebenenfalls eine Auseinandersetzung durch beispielsweise selbstbewusstes Auftreten gänzlich vermeiden kann (die beste Alternative). Natürlich steht über all dem die Grundregel, dass man als Karateka niemals der Auslöser einer ernsten Auseinandersetzung sein darf (ein Kampf beginnt in der Regel lange vor dem ersten Schlag).